02/08/2023

Ethos und ihr Partner EthicsGrade interessierten sich dafür, wie die grössten in der Schweiz kotierten Unternehmen mit den Herausforderungen der Digitalisierung umgehen. Sei es der Datenschutz, der Einsatz von künstlicher Intelligenz oder die Umwelt- und sozialen Auswirkungen ihrer digitalen Systeme. Zwar wurden im Vergleich zum Vorjahr Fortschritte erzielt, doch es mangelt immer noch erheblich an Transparenz.

Die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Wirtschaft haben in den letzten Monaten weiterhin die Medien beherrscht; seien es die zunehmenden Cyberangriffe oder die künstliche Intelligenz (KI), die wie ChatGPT immer mehr in unser Leben eindringt. Parallel dazu entwickeln und verschärfen sich die Vorschriften und schaffen neue Verpflichtungen, aber auch neue Risiken für die Unternehmen. Das neue Schweizer Datenschutzgesetz wird im kommenden September in Kraft treten, während die Europäische Union an ihrem Rechtsrahmen rund um die KI feilt. 

Vor diesem Hintergrund veröffentlicht die Ethos Stiftung ihre zweite Studie über die digitale Verantwortung der grössten Schweizer börsenkotierten Unternehmen. Wie bereits im Jahr 2021 untersuchten Ethos und ihr Partner EthicsGrade, wie die 48 Unternehmen des SMI Expanded ihre digitalen Herausforderungen in sieben Bereichen bewältigen: Governance, Transparenz, Datenschutz, Einsatz von KI, Management sensibler Aktivitäten und soziale- und Umweltauswirkungen. Diese Bereiche beziehen sich auf die sieben Prinzipien, die Ethos im Bereich der digitalen Verantwortung identifiziert hat.

Steigerung der Beteiligung und der durchschnittlichen Ergebnisse

Die erste Feststellung ist, dass der Dialog und die Sensibilisierungsarbeit von Ethos allmählich Früchte tragen. So stieg die Anzahl der Unternehmen, die bereit waren, den Fragebogen zu beantworten, im Vergleich zu 2021 um die Hälfte, von 12 auf 18 von 48 Unternehmen. Bei den anderen 30 basiert die Bewertung ausschliesslich auf öffentlichen Informationen, die von den EthicsGrade Teams identifiziert und analysiert wurden. 

Die zweite Feststellung ist, dass sich die Punktzahlen erheblich verbessert haben. So erreichten sieben Unternehmen mehr als 50 Punkte (von 100), während im letzten Jahr nur drei Unternehmen mehr als 20 Punkte erreichten. Der Durchschnitt stieg von 10,5 auf 22,8 Punkte, mit einem Maximum von 87 Punkten für die Swisscom, die dieses Jahr die Rangliste anführt. Nur fünf Unternehmen erzielten ein schlechteres Ergebnis als im Jahr 2021.

Weitere positive Punkte sind, dass nun 33 Unternehmen, 25 mehr als im Vorjahr, angeben, dass Anstrengungen unternommen werden, um die Umweltauswirkungen ihrer digitalen Technologien zu reduzieren, oder dass 22 Unternehmen, 18 mehr als 2021, versichern, dass sie den Datenschutz bereits bei der Konzeption eines Produkts oder einer Dienstleistung berücksichtigen (sog. "Privacy by Design"-Ansatz).

Eklatanter Mangel an Transparenz

Leider sind die Ergebnisse der neuen Studie nicht alle so ermutigend. Erstens hat erneut eine Mehrheit der Unternehmen den von Ethos verschickten Fragebogen nicht beantwortet, sei es aus Zeitmangel oder aus mangelndem Interesse. Während der Durchschnitt bei den 18 Unternehmen, die den Fragebogen beantwortet haben, 42.4 Punkte beträgt, sinkt er bei den 30 anderen Unternehmen auf 11.1 Punkte. 

Darüber hinaus sind die Unterschiede zwischen den Punkten, die auf den Antworten der Unternehmen beruhen, und den Punkten, die auf öffentlich verfügbaren Informationen (Jahresbericht, Website usw.) beruhen, teilweise erheblich. Würde man sich nur auf öffentlich zugängliche Informationen verlassen, läge der Durchschnitt auf 11,2 Punkte (8,5 Punkte im Jahr 2021) und nur vier Unternehmen würden eine Punktzahl von mehr als 20 Punkten erreichen. 

Diese Unterschiede zeigen, dass es immer noch einen grossen Mangel an Transparenz seitens der Unternehmen gibt, wenn es um ihre Verantwortung geht. Wie die Nachrichten in den letzten Monaten jedoch gezeigt haben, gewinnt die digitale Verantwortung immer mehr an Bedeutung und Schweizer Unternehmen können es sich nicht leisten, in diesen Fragen zurückzubleiben.

Intensivierung des Engagements

Die Investoren spielen natürlich eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, die börsenkotierten Unternehmen zu Verbesserungen zu bewegen. Die Ethos Stiftung gehört in dieser Hinsicht zu den Vorreitern. Seit 2020 engagiert sie sich energisch bei den Schweizer Unternehmen, um sie für diese Herausforderungen zu sensibilisieren und ihnen Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen. 

Die Ergebnisse dieser zweiten Studie zeigen jedoch auf, dass der Dialog noch weiter intensiviert werden muss. Nach drei Jahren Engagement reicht es nicht mehr aus, Fragen im Rahmen eines Fragebogens positiv zu beantworten. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen transparenter werden, indem sie relevante Informationen über das was sie tun, um den Herausforderungen der Digitalisierung gerecht zu werden, veröffentlichen. Die von Ethos und EthicsGrade gesammelten Daten bieten eine solide Grundlage, um die Unternehmen daran zu erinnern, dass es noch viel zu tun gibt. 

Eine dritte Studie ist für 2023 geplant.

Ethos-Studie über die digitale Verantwortung der Unternehmen 2022

Link zu detaillierten Ergebnissen 2022

Ethos Engagement Paper (November 2020)

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