Ethos veröffentlichte heute eine Studie zu den Vergütungen 2009 der Führungsinstanzen der 49 grössten in der Schweiz kotierten Unternehmen. Sie zeigt, dass die Vergütungen insgesamt um 21 Prozent gestiegen sind. Markant ist der Anstieg bei den Unternehmen des Finanzsektors, wo er 73 Prozent beträgt. Weiter war zu beobachten, dass die Vergütungsstruktur von einigen Unternehmen zeitlich verschobene Vergütungselemente mit Hebelwirkung vorsieht.
Da keine Pflicht für die Offenlegung der definitiven Auszahlung solcher Vergütungselemente besteht, ist die Transparenz insgesamt ungenügend. Erfreulich ist indes, dass bereits 21 Unternehmen ihre Generalversammlungen konsultativ über die Vergütungen abstimmen lassen. Ethos wird sich dafür einsetzen, dass die Mehrheit der börsenkotierten Unternehmen solche Abstimmungen einführen.
Die Ethos Stiftung veröffentlichte ihre fünfte Studie über die Vergütungen 2009 der Führungsinstanzen der 49 grössten in der Schweiz kotierten Unternehmen (Unternehmen des SMI und SMIM).
Löhne wie vor der Krise
Im Jahr 2009 hat die Gesamtvergütung der Mitglieder des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung der 49 untersuchten Unternehmen um 21 Prozent auf CHF 1,27 Milliarden zugenommen. Während die Zunahme im Finanzsektor 73 Prozent betrug, erreichte sie in den übrigen Sektoren lediglich zwei Prozent. Ein Geschäftsleitungsmitglied erhielt für das Jahr 2009 im Durchschnitt drei Millionen Franken. Verwaltungsratspräsidenten verdienten durchschnittlich 1,9 Millionen Franken und die anderen Verwaltungsratsmitglieder 0,3 Millionen Franken.
Neuer Mangel an Transparenz
Einige langfristige Beteiligungspläne (in Aktien oder Optionen) bieten grosse Hebelwirkungen. Mehrere Personen konnten so Rechte aus früheren Plänen ausüben und erhielten damit sehr hohe Vergütungen. So hat beispielsweise Brady Dougan, CEO von Credit Suisse Group, 2010 bei Auslaufen eines im Jahr 2004 lancierten Fünf-Jahres-Plans siebzig Millionen Franken erhalten. Allerdings besteht in der Schweiz keine Verpflichtung, im Jahresbericht die im Lauf des Jahres realisierten Vergütungen durch Ausübung von früher zugeteilten Aktien oder Optionen offenzulegen. Dies führt dazu, dass die am Ende der Sperrfrist oder bei Erreichen von Leistungszielen älterer Beteiligungspläne anfallenden Vergütungen unvollständig veröffentlicht werden.
Vergütungsstruktur: zu viel variabel, zu wenig Leistungskriterien
Der variable Anteil der Vergütungen der Geschäftsleitung ist wie in den Vorjahren sehr hoch. Dies gilt besonders für den Finanzsektor, wo er bei den Unternehmen des SMI mehr als achtzig Prozent erreicht. Ausserdem ist die Struktur der Vergütungen (Basissalär, Bonus, langfristige Beteiligungspläne) als Folge der Einführung langfristiger Beteiligungspläne mit Leistungsbedingungen komplexer geworden. Dennoch ist der grösste Teil der Vergütungen nicht von der künftigen Erfüllung von langfristigen Leistungskriterien abhängig. Dies entspricht nicht der Best Practice.
Mehr „Say on Pay“
Bis zum heutigen Tag legen 21 Unternehmen ihren Vergütungsbericht oder ihr Vergütungssystem der Generalversammlung zur Konsultativabstimmung vor. Dies ist unter anderem ein Resultat der in den Jahren 2009 und 2010 von Ethos und acht schweizerischen Pensionskassen* gestellten Say-on-Pay-Aktionärsanträgen.
Diese Praxis gilt es in Zukunft deutlich stärker zu etablieren. Zu diesem Zweck hat Ethos eine schriftliche Anfrage an die Unternehmen, welche noch keine Abstimmung durchführen, eingereicht. Ausserdem wird Ethos, falls nötig, weitere Say-on-Pay-Aktionärsanträge stellen. Um Verbesserungen im Bereich der Transparenz und Struktur der Vergütungssysteme zu erreichen, soll der Dialog mit den Unternehmen im Rahmen des Dialogprogramms „Ethos Engagement Pools“, geführt werden. Dieses Programm schliesst 48 Schweizer Pensionskassen zusammen.
* Aargauische Pensionskasse, Caisse d'assurance du personnel de la Ville de Genève et des Services industriels de Genève (CAP), Caisse de pensions de la République et Canton du Jura, Caisse de prévoyance du personnel des établissements publics médicaux du canton de Genève (CEH), Caisse de prévoyance du personnel enseignant de l'instruction publique et des fonctionnaires de l'administration du canton de Genève (CIA), Luzerner Pensionskasse, Pensionskasse Post, Pensionskasse Stadt Zürich