Die Trennung der Ämter des Verwaltungsratspräsidenten und des CEOs ist für eine wachsende Anzahl von Investoren ein Eckpfeiler einer guten Corporate Governance. Während in Grossbritannien die Ämtertrennung bereits zur Best Practice gehört (mehr als 90% der FTSE 100-Unternehmen, gemäss der Beraterfirma PIRC*) funktionieren in den USA noch 67% der S&P500-Unternehmen mit der Kumulierung (vor 10 Jahren 80%, gemäss dem Beraterunternehmen ISS**).
In den USA haben nach den verschiedenen Skandalen zu Beginn des Jahres 2000 (Enron, Tyco, Worldcom...) die Aktionäre vermehrt mit den Unternehmen den Dialog gesucht, um die Aufhebung der Ämterkumulierung zu verlangen. Dies hat dazu geführt, dass die Anzahl der Aktionärsanträge von 4 im Jahr 2002 auf 29 im Jahr 2003 und auf 40 im folgenden Jahr gestiegen ist. In diesem Jahr werden sich die Aktionäre von 42 Unternehmen zu diesem Thema äussern.
Im Jahr 2004 wurden diese Aktionärsanträge bei Generalversammlungen von bedeutenden Anlegern unterstützt. Dadurch haben sie den Verantwortlichen der betreffenden Unternehmen ein starkes Signal gegeben. Zum Beispiel:
- Bristol-Myers Squibb : 38%
- United Technologies : 33%
- Merrill Lynch : 33%
- Exxon Mobil : 27%
- Coca-Cola : 25%
Im Jahr 2004 verlangten die Anleger vom Disney-Verwaltungsrat, die Ämter - seit 1984 in der Person von Michael Eisner vereint - zu trennen. Die Entscheidung fiel schliesslich nachdem 43% der Aktionäre die Wiederwahl von Michael Eisner abgelehnt hatten. Kürzlich gab das Unternehmen Fannie Mae bekannt, dass es auf die Ämterkumulierung verzichtet, nachdem eine offizielle Untersuchung Verstösse gegen die Regeln der Buchführung aufdeckte.
Für 2005 hat ICCR*** eine Kampagne gestartet, die zum Ziel hat, die Pharmaunternehmen dazu anzuregen, ihre Transparenz und Corporate Governance zu verbessern. ICCR legt zu diesem Zweck mehrere Aktionärsanträge vor, von denen einer die Trennung der Ämter des Verwaltungsratspräsidenten und des CEOs verlangt. Folgende Unternehmen sind davon betroffen : Abbott Laboratories, Bristol-Myers Squibb, Eli Lilly & Co., Merck, Pfizer and Wyeth.
Die Stiftung ethos unterstützt die Anträge, welche die Aufhebung der Ämterkumulierung zum Ziel haben, in allen Unternehmen, in die sie investiert. Ethos ist nämlich überzeugt, dass die Ämtertrennung wesentlich dazu beiträt, die Risiken von Funktionsstörungen an der Spitze von Unternehmen zu vermindern.
* PIRC : Pension Investment Research Consultants
** ISS : Institutional Shareholder Services
*** ICCR : Interfaith Center for Corporate Responsibility