Die Pharmaindustrie hat eine wichtige Aufgabe für den Medikamentenzugang auf globaler Ebene zu erfüllen. Deshalb hatte eine niederländische Stiftung 2007 das «Access to Medicine Index Project» lanciert. Ziel dieses Projekts ist es, den betroffenen Anspruchsgruppen und insbesondere der Anlegergemeinschaft eine Datenbasis über den Medikamentenzugang zu verschaffen. Mit dem nun erstellten Index können die Strategien der Unternehmen bezüglich ihrer Politik für den Arzneimittelzugang verglichen werden.
Das Gespräch über den Medikamentenzugang vertiefen
Die Kriterien, welche diesem Index zu Grunde liegen, gehen über die Dimension der Wohltätigkeit hinaus, auf die das Problem bisher beschränkt blieb. Sie umfassen ein breiteres Spektrum von Bereichen (Strategie, Management, Forschungs- und Entwicklungspolitik, Patentschutzpolitik) und eine Forderung nach vermehrter Transparenz (Lobbying-Aktivitäten, Preispolitik, Arzneimittelspenden, Wohltätigkeitsprogramme usw.).
Dank dieser neuen Klassifizierung kann Ethos und jeder andere von dieser Problematik betroffene Anleger künftig den seit einigen Jahren geführten Dialog mit den Pharmaunternehmen vertiefen.
Europäische Unternehmen an der Spitze des Klassements
Bei der Bewertung eroberte GlaxoSmithKline (GSK) mit deutlichem Abstand den Spitzenplatz unter den zwanzig Pharmaunternehmen, die in diesem ersten internationalen Vergleich unter die Lupe genommen worden waren.
Die beiden Schweizer Pharmakonzerne Novartis und Roche klassierten sich beide unter den führenden Unternehmen. Bei Novartis werden die Forschungsanstrengungen für vernachlässigte Krankheiten im konzerneigenen Forschungszentrum über Tropenkrankheiten in Singapur positiv hervorgehoben. Roche spielt seinerseits eine aktive Rolle bei der Unterstützung verschiedener Forschungszweige: Der Konzern hat beispielsweise seine Rechte und seine Technologie für die Bekämpfung der parasitären Chagas-Krankheit an den brasilianischen Staat abgetreten.
Beim Kriterium über die Patente und Lizenzen liegen die Noten der beiden Schweizer Unternehmen jedoch unter dem Durchschnitt. Heute werden die Forderungen immer drängender, kostengünstige Generika für die Gesundheitsversorgung benachteiligter Bevölkerungen zu produzieren. Da lässt sich die Zivilgesellschaft nur schwer vom Argument überzeugen, die Forschung und Patente müssten geschützt werden, damit die Entwicklung qualitativ hochwertiger Arzneimitteln gewährleistet bleibe.
Die einzelnen Ergebnisse stehen unter
www.atmindex.org zur Verfügung. Für zusätzliche Auskünfte wenden Sie sich bitte an: