Die Ethos Stiftung hat heute an der Generalversammlung von Novartis interveniert, um die Kumulierung der Funktionen von Verwaltungsratspräsident und CEO an der Unternehmensspitze sowie die ungenügende Transparenz und die besonders hohen Entschädigungen der Führungsinstanzen zu bemängeln.
Bezüglich der Kumulierung der Funktionen von VR-Präsident und CEO präzisierte Ethos-Direktor Dominique Biedermann, diese Kumulierung sei bei Novartis in der Phase nach der Fusion von Ciba und Sandoz als notwendig erachtet worden. Heute hingegen sei es an der Zeit, wieder den Normalzustand herzustellen, in dem der Präsident des Verwaltungsrats nicht noch gleichzeitig exekutive Funktionen ausübt. Diesbezüglich hält das schweizerische Obligationenrecht ganz klar fest, dass der Verwaltungsrat unter anderem die Aufgabe hat, die Tätigkeit der Generaldirektion zu überwachen. Erwiesenermassen ist es jedoch unglaubwürdig, sich selbst überwachen zu wollen. Angesichts des Risikos, das die Ämterkumulation darstellen kann, hat die Eidgenössische Bankenkommission übrigens diese Form der Funktionszusammenlegung bei den Schweizer Banken verboten.
Dominique Biedermann hat die Generalversammlung daran erinnert, dass das VR-Mandat des Präsidenten-CEO nächstes Jahr ausläuft und er sich zur Wiederwahl stellen muss. Zu diesem Zeitpunkt hin erwartet Ethos von Novartis die Nominierung eines CEO, welcher nicht gleichzeitig Präsident ist.
Bei der Entschädigungspolitik erwartet Ethos von Novartis mehr Transparenz, entsprechend internationaler Good Practice. Eine Aktiengesellschaft, die derart hohe Vergütungen entrichtet, hat auch die Verantwortung, deutlich transparenter zu sein, als dies die Minimalanforderungen der Börsenaufsicht vorsehen. Sie hat die Pflicht, den Aktionärinnen und Aktionären umfassende und leichtverständliche Auskünfte zu liefern, was leider noch nicht der Fall ist.
So sollten beispielsweise die Aktien und Optionen nicht zum Steuerwert bewertet werden, wie dies Novartis tut, sondern zum Marktwert. Dann beläuft sich die Entschädigung des Präsidenten-CEO Daniel Vasella nämlich nicht auf 21,2 Millionen Franken, wie im Jahresbericht erwähnt, sondern auf ungefähr 30 Millionen Franken! Damit handelt es sich um die höchste Entschädigung der 12 weltweit grössten Pharma-Unternehmen, während die Performance des Börsenwerts von Novartis in den letzten Jahren vergleichsweise nicht die beste dieser Gruppe war. Ausserdem profitieren mehrere Mitglieder der Generaldirektion von einer Abgangsentschädigung von 3 bis 5 Jahresgehältern. Solche vergoldeten Fallschirme sind für Investoren auf internationaler Ebene ein schwerwiegender Grund zur Besorgnis.
Angesichts dieser Situation forderte die Ethos Stiftung Novartis auf, die Vergütungspolitik zu überprüfen und im nächsten Jahresbericht viel klarer darüber zu informieren. Im Übrigen wünscht Ethos, dass die Entschädigungspolitik nächstes Jahr der Generalversammlung zur indikativen Abstimmung vorgelegt wird, wie dies UBS bereits 2005 getan hat.