Eine noch nie dagewesene Aktionärskampagne hatte 2005 mehr als achzig US-Gesellschaften im Visier. Das Ziel war eine grundlegende Änderung des Wahlmodus für Verwaltungsratsmitglieder, um in diesem Bereich eine echte Aktionärsdemokratie durchzusetzen.
Nach dem gegenwärtigen Modus gelten nämlich diejenigen Kandidaten als gewählt, welche am meisten Stimmen erzielen. Da jedoch pro Sitz, der zu besetzen ist, von den Gesellschaften praktisch ausnahmslos nur ein Kandidat vorgeschlagen wird, ermöglicht das System im Prinzip, dass ein Verwaltungsratsmitglied mit einer einzigen Stimme gewählt oder wiedergewählt werden kann. Der Antrag der Aktionäre fordert die Gesellschaften auf, ein Majorzwahlsystem einzuführen, bei dem ein Kandidat mindestens 50% der abgegebenen Stimmen erzielen muss.
Noch nie dagewesen ist auch, dass rund zehn Gesellschaften (z.B. Citigroup, Gap, Intel, Time Warner, ChevronTexaco) sich bereit erklärten, einer Arbeitsgruppe beizutreten, welche die Modalitäten und Konsequenzen einer derartigen Änderung untersuchen soll.
Einige Gesellschaften, darunter Pfizer, Walt Disney und Microsoft, kündigten bereits partielle Anpassungen ihrer Wahlsysteme an. Diese Vorschläge sind jedoch nicht zufriedenstellend, überlassen sie doch die Entscheidung letztlich dem Verwaltungsrat, ob er ein Mitglied, das weniger als 50% der abgegebenen Stimmen erhalten hat, zum Rücktritt auffordern soll oder nicht.
Laut den von den Institutional Shareholder Services (ISS) veröffentlichten, aber noch nicht endgültigen Ergebnissen erhielt der Antrag ein Stimmenmehr bei sechzehn der rund sechzig Gesellschaften, die bereits darüber abgestimmt hatten. Die durchschnittliche Befürwortung lag bei 44%.
Die Anlagestiftung ethos ist der Ansicht, dass die Wahl der Verwaltungsratsmitglieder eines der wichtigsten Rechte der Aktionärinnen und Aktionäre ist, sprechen diese doch damit denjenigen Personen ihr Vertrauen aus, die ihre Interessen wahrzunehmen haben. Die Aktionäre müssen sich eindeutig für oder gegen die Wahl oder Wiederwahl eines jeden Verwaltungsratsmitglieds entscheiden können. Der gegenwärtige Wahlmodus in den Vereinigten Staaten schützt die Verwaltungsratsmitglieder in übertriebenem Mass. Ethos unterstützte deshalb den Antrag bei allen Gesellschaften, an denen die Stiftung beteiligt ist.
Ausführlichere Einzelheiten über die generelle Problematik, die laufenden Verhandlungen zwischen Aktionären, Gesellschaften und Behörden sowie die Abstimmungsergebnisse sind im vollständigen Dokument verfügbar (nur in französisch).